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Meet The Team - Pride Edition: Interview mit Trainee und Mitglied des Marketing-Teams Janine Dufaux

Dieses Interview wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person vorbereitet, verfasst und auf der Website publiziert.

Auf der Website von Parterre Tangram findet Ihr noch mehr Informationen zu unserer sozialen Arbeit.

Meet The Team - Diesen Monat sind unsere Interviews ganz im Zeichen des Pride Month. Heute kommt mit Janine Dufaux ein Mitglied des Marketing-Teams zu Wort, die nicht nur all die lesenswerten Artikel auf den Websites der Parterre-Gruppe verfasst hat, sondern selbst auch zur queeren Community gehört.

 

Mit welchen 3 Worten würdest du dich beschreiben?

Kreativ, offen, und ein Genussmensch.

 

Hast du ein bestimmtes Lebens- oder Arbeitsmotto?

Ich habe eigentlich kein fixes Motto, ausser vielleicht „Live and let live“.

Für mich heisst das, dass ich Menschen grundsätzlich mit Unterstützung und Akzeptanz begegne – ich freu mich lieber mit ihnen über jeden erfolgreichen Schritt im Leben, als darüber zu urteilen. Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch das Recht haben, sein oder ihr Leben nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten zu können.

Für mich persönlich hab ich zudem das Motto, jeden Tag soweit mein Bestes zu geben, wie es Umstände und Energie zulassen. Das heisst auch, anzuerkennen, wo meine Grenzen sind, was überhaupt möglich ist, und das zu kommunizieren.

 

Die Parterre Basel Gruppe lebt ja einen inklusiven Umgang mit seinen Mitarbeitenden, inwiefern ist hier dein Queersein ein Thema? Wie gehen deine Arbeitskollegen damit um?

Ich bin so gesehen „out of the closet“, aber ich häng meine Orientierung auf der Arbeit nicht an die grosse Glocke. Es hat ja in erster Linie nichts damit zu tun, wie gut ich meine Aufgaben erledige…

Andererseits funktioniert das Miteinander hier im Büro auch auf der zwischenmenschlichen Ebene, und so hatte ich nie das Gefühl, dass ich meine Orientierung jetzt geheim halten müsste oder so.

 

In Bezug auf den zu Ende gehenden Pride Month, in dem sich viele Firmen mit den Regenbogenfarben schmücken - wie stehst du zum sogenannten Pink Washing?

Es ist ein zweischneidiges Schwert.

Einerseits ist es begrüssenswert, dass LGBTIQ in der Gesellschaft präsenter ist, dass mehr Akzeptanz da ist, und auch Firmen das Potenzial der queeren Käuferschaft erkannt haben.

Andererseits beschränkt sich das Interesse dieser Firmen auf den Profit, den die LGBTIQ-Community ihnen bescheren kann, ohne aber sie aber wirklich in anderen Belangen zu unterstützen. Einige internationale Firmen, die auf den Pink-Washing-Zug aufgesprungen sind, unterstützen sogar direkt Lobbyisten, welche die Rechte von LGBTIQ-Menschen beschneiden wollen.

 

Was ist deine Meinung zum queeren Angebot hier in Basel (z.B. im Vergleich zu Zürich)? Wo siehst du hier Verbesserungsmöglichkeiten?

Ich kann mich Maggie Känel nur anschliessen – in Basel fehlt vor allem ein physischer Ort, der als Treffpunkt für die queere Community dienen kann – ähnlich dem Regenbogenhaus, wie es dies in Zürich bereits gibt. Einfach ein Ort, an dem man sich mit Gleichgesinnten treffen kann – sei es zu einem Kaffee, einem Workshop, oder mal zu einem Fest.

 

Was wären deine Wünsche, gerade bezüglich Kultur?

Vor allem ein vielfältigeres Angebot an queeren Events. Manchmal hat man das Gefühl, dass die einzigen queeren Events aus Parties und Shows bestehen, es darf auch mal ein ruhigerer Treffpunkt sein.

 

Am 26.9. darf ja nun das Volk über die „Ehe für alle“ abstimmen, nachdem nach dem Entscheid im Nationalrat wie Ständerat das Referendum ergriffen worden war – was sagt das deiner Meinung nach über die Haltung der Schweizer Gesellschaft zu LGBTIQ-Themen aus?

Das gegen den Beschluss des Parlaments ergriffene Referendum zeigt, dass Teile der Schweizer Gesellschaft immer noch ein eher konservatives Familienbild bevorzugt, und zwar nicht nur für sich selber, sondern auch für alle anderen. Ein Familienbild mit Mutter, Vater, und Kind, wo der Mann das Familienoberhaupt ist und im besten Fall die Frau zu Hause bleibt und die Kinder erzieht.

Dieses Familienbild ist religiös geprägt, so wie auch die Haltung, dass die Ehe zum Fortbestand der Familie dient und so nur zwischen Mann und Frau sein kann. Doch inzwischen hat sich die Gesellschaft auch für neue Lebensformen geöffnet, und so ist die Ehe heute eher als ein rechtliches Bündnis von zweier Menschen angesehen, das im besten Fall ein Leben lang hält.

Basierend darauf finde ich, dass alle ein Recht darauf haben sollten, ein solches Bündnis eingehen zu können mit der Person, die sie lieben – egal welcher Orientierung oder Identität.

Immerhin zeigen verschiedene Umfragen, dass gute 80% der Schweizer Bevölkerung ebenso zu denken scheint – ich hoffe also, dass die „Ehe für alle“ vom Volk deutlich genug angenommen wird.

 

Was hat sich in der Schweizer Gesellschaft bereits verbessert? Wo siehst du noch Handlungsbedarf?

Meines Erachtens ist die Gesellschaft heute offener gegenüber LGBTIQ-Themen und queeren Menschen, als noch vor vielleicht 20 Jahren – wie die oben genannten Umfragen zeigen. Und auch rechtlich hat sich einiges verbessert, gerade im Schutz vor Diskriminierung.

Aber angekommen sind wir noch lange nicht. So dürfen LGBTIQ-Menschen z.B. zwar die Kinder ihrer Partner adoptieren, sind aber immer noch davon ausgeschlossen, zusammen fremde Kinder zu adoptieren, um nur ein Thema zu nennen.

Wo es sicherlich auch Bedarf gibt, ist an den Schulen, vor allem Aufklärung und Sensibilisierung. Da gibt es an einigen Schulen bereits Projekte, und ich hoffe, es werden noch mehr.

 

Über welche LGBTIQ-Themen wird generell zu wenig geredet, gerade auch innerhalb der Community?

Für mich sind das vor allem intersektionale Themen – wie etwa das Thema Fatphobia in der queeren Community, das mich als übergewichtige Person selber betrifft.

 

Wo bist du überraschend auch schon auf Zusammenhalt gestossen (innerhalb der Community aber auch mit anderen marginalisierten Gruppen)?

Ich begegne solchen Momenten des Zusammenhalts oft online. Durch meine Hobbies bin ich in meiner Freizeit oft in Fandoms unterwegs, ein Bereich, der durchaus sehr queer ist im Vergleich zu anderen Orten und Gemeinschaften. Ich sehe immer wieder, wie die Fans anderen Fans helfen, etwa wenn es um eine Operation geht oder auch in anderen Fällen.

(Als Fandom kann man die ganze Community von Menschen bezeichnen, die Fans sind von Serien, Büchern, Filmen, etc. und sich auch dran beteiligen, sei es mit Zeichnungen oder Stories.)

 

Gibt es etwas wofür du dankbar bist?

Im Moment bin ich sehr dankbar für all die Menschen, die mir in den letzten Jahren geholfen haben, und für die Freunde in meinem Leben.

 

PS: Glitzer oder Regenbogen? ;-)

Regenbogen! Glitzer wirst du kaum noch los, wenn du den einmal benutzt hast.


29.06.2021

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