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Wissenswertes: Appenzeller Alpenbitter - gut gehütetes Geheimnis aus 42 Kräutern

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Einer der bekanntesten Kräuterliköre kommt hierzulande aus der Ostschweiz – der Appenzeller Alpenbitter mit seiner Mischung aus 42 Kräutern. Im PARK findet man den Likör auf der Spirituosenkarte, und er ist ein perfekter Digestif nach einem guten, eventuell etwas ausladenden Essen.

In der Schweiz ist die Produktion von Bitter seit etwa dem 19. Jahrhundert belegt. So etwa sagt ein Bericht, dass der Interlakener Apotheker August F. Dennler 1860 das erste Mal mit einem Alpenkräuterbitter vor der schweizerischen Öffentlichkeit auftrat. Ausserhalb der Schweiz war die Herstellung von Magenbitter besonders in den Niederlanden verbreitet. An der Landesausstellung 1887 konnten die Schweizer Magenbitter ihren niederländischen Konkurrenten locker das Wasser reichen. Besonders ihr angenehmer Geschmack kam beim Publikum gut an.

Die Geschichte des Appenzeller Alpenbitters fängt Anfang des 20. Jahrhunderts an. Der damals knapp 20-jährige Emil Ebneter eröffnete 1902 eine Spirituosenhandlung, und begann nebenbei mit allerlei Kräutermischungen und Destillaten zu experimentieren. Seine Inspiration fand er in den Heilkräutern, die in seiner Heimat auf den Wiesen und Feldern wuchsen, und er brachte schon bald einen ersten Magenbitter heraus. Ab 1908 gründete Ebneter zusammen mit seinem Schwager Beat Kölbener die Kollektivgesellschaft Emil Ebneter & Co.,und die beiden entwickelten das Rezept des Magenbitters weiter – auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Klöstern, die für ihr Kräuterwissen bekannt waren. Aus diesem Prozess entstand schliesslich der „Appenzeller Alpenbitter“ genannte Likör.

2006 wurde die Kollektivgesellschaft Emil Ebneter &Co. umbenannt in Appenzeller Alpenbitter AG. Doch sie ist bis heute ein reiner Familienbetrieb, bereits in dritter, respektive vierter Generation, welche die Firma erfolgreich weiterführen.

Das Originalrezept hat im Laufe der Zeit nur wenige Veränderungen erlebt – einmal in den 1940er Jahren, als das Rezept verbindlich wurde, um gleichbleibenden Geschmack und Qualität zu garantieren; und einmal 1960, als die ursprünglich ebenfalls benutzte Alpenrose nicht mehr zur Herstellung genutzt werden konnte, da die Pflanze ins Inventar der geschützten Pflanzen aufgenommen wurde.

Gebrannt wird der Likör in derselben Brennerei am Stadtrand von Appenzell, die seit 1916 im Besitz der Firma ist. Dabei kennen genau zwei Leute im gesamten Betrieb das exakte Rezept für den Appenzeller Alpenbitter, beide stammen aus den Gründerfamilien Ebneter und Kölbener. Bei der Herstellung werden die verschiedenen bereits vorgängig destillierten Kräuter in einem festgelegten Verhältnis zusammengemischt und dann mit einer Zuckerlösung, Süsswein sowie einem französischen Weinbrand verfeinert. So entsteht schlussendlich ein Likör mit rund 30% Alkohol.

Was den Appenzeller Alpenbitter speziell macht ist, dass keines der verwendeten 42 Kräuter als Aroma im Vordergrund steht, sondern harmonisch abgemischt sind – damit wird der Geschmack durchaus sehr unterschiedlich wahrgenommen, und manchmal werden auch Zutaten herausgeschmeckt, die bei der Produktion gar nicht verwendet werden. Sehr zum Schmunzeln der Produzenten.

Am besten geniesst man den Appenzeller Alpenbitter pur, oder mit einem Eiswürfel, für den vollen Geschmack. Doch der Likör wird auch als Shot getrunken oder als Zutat in einem Mixgetränk, wie etwa einem Cocktail. Wenn es aber um den Genuss des puren Getränks geht, so zeigt sich auch hier der Röstigraben – in der Deutschschweiz wird der Appenzeller Alpenbitter vornehmlich als Digestif getrunken, in der Romandie geniesst man ihn eher als Aperitif.

Die Brennerei in Appenzell steht normalerweise auch für Besucher offen. Warum also nicht einmal hereinschauen, wenn sie wieder für Besucher öffnen?


 

Quellen:

https://www.patrimoineculinaire.ch/Produkte#332

https://www.appenzeller.com/


19.01.2021

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