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Zeitreise: Tierverlosungen in den Langen Erlen

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Wer in Basel aufgewachsen ist, der kennt sie vielleicht noch – die Tierverlosungen in den Langen Erlen. Bis mindestens 2004 konnte man Lose kaufen und jeweils am Bündeli-Tag Ende Juli damit Preise gewinnen. In früheren Zeiten waren oft Hirsche und Ziegen die Hauptgewinne, später dann vor allem noch Wellensittiche und Blumen.

Die Anfänge der Tierverlosungen gehen auf das Jahr 1880 zurück, wo sie das allererste Mal durchgeführt wurde. Im Jahr zuvor wurde der Antrag bei einer Vereinssitzung gutgeheissen, mit der Hoffnung, damit noch mehr Vereinsmitglieder anwerben zu können und auch das Interesse generell bei den Besuchern aufrecht zu erhalten. So beschloss die „Commission, die Mitgliederkarten zu nummerieren behufs Verloosung [sic!] von Preisen, in Thieren [sic!] bestehend.“

Allerdings wurden die Erwartungen an diese erste Tierverlosung nicht erfüllt, da sich die Mitgliederzahl kaum vermehrt hatte. So wurden die Pläne für eine weitere Durchführung dann erst einmal für acht Jahre verworfen.

Erst 1888 wagte man sich an einen neuen Versuch, und stellte dabei einen Wapitihirsch als Hauptpreis zur Verfügung. Dabei gab es auch noch ein Chaos um die Lose. So standen 500 Lose bereit (à 50 Rp.), die an verschiedenen Stellen verkauft wurden, aber offenbar wurden damals 800 Lose gedruckt, da man die Lose nicht immer von einem Depot zum anderen bringen konnte. Der Präsident des Erlen-Vereins musste sich schliesslich beim Polizeihauptmann wegen eben dieser Unkorrektheit rechtfertigen.

Diese zweite Verlosung wurde als Sommernachtsfest mit grossem Feuerwerk durchgeführt, die Parkrestauration sogar mit Lampions beleuchtet. Trotzdem war das Resultat nicht befriedigend, es kamen wohl nicht genügend Leute – wohl auch wegen des für damalige Preis- und Lohnverhältnisse doch recht hohen Lospreises. Der Wapitihirsch jedenfalls wurde als Preis nicht abgeholt.

Auch der dritte Anlauf 1903 wollte nicht wirklich begeistern, obwohl dieses Mal ein Fettschwanzschaf als Hauptpreis der Gratisverlsoung winkte, zu der die Mitglieder mit einem Freilos eingeladen worden waren.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Pläne wieder aufgenommen. Und dieses Mal mit Erfolg. 1923 wurde die Tierverlosung in Kombination mit Konzerten von Blasmusiken wieder aufgenommen, und die Veranstaltung fand dieses Mal grosse Beachtung. Der Hauptgewinn war dieses Mal ein Damhirsch und zwei Zwergziegen. Und um weiteren, doch peinlichen Losproblemen entgegenzuwirken, wurde die Ziehung gleich unter amtlicher Aufsicht durchgeführt.

In den darauffolgenden Jahren gewann die Tierverlosung immer mehr Beachtung, so dass immer wieder Neuerungen eingeführt wurden, z.B. die Losmischtrommel, oder die Einführung von Losen mit Nieten und Gewinnzahlen. Einzig schlechtes Wetter, konkurrierende Veranstaltungen oder angespannte wirtschaftliche Verhältnisse beeinträchtigten das Ergebnis der Tierverlosungen. Dafür verliefen die Veranstaltungen auch während des Zweiten Weltkriegs durchaus erfolgreich, mit neuen Rekorden im Jahre 1941.

Auch wenn es zwischenzeitlich mal ein Gefühl der Sättigung gab beim Losverkauf, so hielt der Erfolg der Tierverlosung doch weiter an. Selbst nach einer Änderung des Reglements 1991 der nun „Verlosung zugunsten des Tierparks“ genannten Veranstaltung, bei der einzig Wellensittiche, Blumen und Spielzeug zu gewinnen war.

2004 war dann offenbar das letzte Mal, dass die Tierverlosung abgehalten wurde, wohl auch aus gesetzlichen Gründen. Stattdessen werden heuer nun am Bündeli-Tag jeweils andere Aktivitäten wie Stafetten durchgeführt.


 Quelle:

Meier, Eugen A.: Erlenbuch, Erlen-Verein, Basel, S. 114-118, 1997.


08.12.2020

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