Atlantis Roots: Zusammenarbeit mit Blackwood Recording Studios

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Es war wohl eine der geistreicheren Ideen, die im Atlantis entworfen und auch umgesetzt wurden – die Verbindung des Lokals am Klosterberg mit dem Tonstudio an der Steinentorstrasse 13, um professionelle Live-Aufnahmen zu ermöglichen.

Initiator der Idee war der damalige Toningenieur Thomas Strebel, der im Sommer 1986 mit Studiobesitzer Helmi Edinger und damaligem Atlantis-Betreiber Eddie Cassini zusammensass und diese von der Idee überzeugte.

So wurden schliesslich über eine Distanz von knapp 85m mehrere Kabel verlegt, von mehreren Mikrofonlinien hin zu Videoleitungen, wobei diese ganzen Installationen aktiv von der Atlantis-Einrichtung getrennt blieben. Damit funktionierte das Atlantis wie ein weiterer Aufnahmeraum, wo die separat hereinkommenden Sounds auf verschiedenen Tonspuren aufgenommen und dann passend abgemischt werden konnten. Dafür wurde das Studio sogar ausgebaut, teilweise in Eigenregie.

Nach einigen Testläufen war die Basler Jazz-Woche 1987 die erste ernsthafte Produktion – für’s Radio. Offenbar war es ein Erfolg, denn kurz darauf nutzte auch DRS 3 „Uf dr Gass“ diese Verbindung für seine Live-Sendungen. Der Aufwand war so schlicht und einfach wesentlich niedriger bei gleichbleibender, wenn nicht sogar besserer Tonqualität.

So fand sich eine Partnerschaft, die über Jahre hinweg aufstrebenden Schweizer Bands eine Plattform bot, sich einem grösseren Publikum zu präsentieren und dabei Erfahrungen bei einem Live-Auftritt zu sammeln. Und die Bands hatten hinterher eine professionelle Live-Aufnahme, die besser war als jedes Demo-Band, das sie in einem Proberaum je hätten aufnehmen können.

Mit der Zeit kamen so Aufnahmen von Bands wie Baby Jail (1987), Phon Roll (1987), Scuba Divers (1990), oder auch Pride (1991) zustande für „Uf Dr Gass“. Daneben gab es natürlich auch Aufnahmen von Künstlern wie Polo Hofer, Toni Vescoli, Vera Kaa, Dänu Siegrist und vielen weiteren.

Ein Highlight in der Geschichte der Sendung und damit der Live-Aufnahmen im Atlantis war der Auftritt der Lombego Surfers als Vorband der britischen Pubrock-Band The Inmates, Ende März 1989 live im Radio übertragen. Die Jungs der Lombego Surfers boten eine solche schweisstreibend fantastische Show, dass sich die Energie auch aufs Radio übertrug und einen deutschen Konzertveranstalter so begeisterte, dass er sie gleich buchen wollte.

Doch wie alles Gute, fand auch diese Zusammenarbeit irgendwann ein Ende.

So berücksichtigte DRS 3 für „Uf dr Gass“ ab Mitte der 1990er Jahre auch andere Orte in Basel, und auch andere Städte. Es war eine Reaktion auf den sich verändernden Geschmack des Publikums – kleine Clubkonzerte waren nicht mehr angesagt, und damit auch das Atlantis als Übertragungsort.

Der letzte Stecker in der Zusammenarbeit zwischen dem Atlantis und den Blackwood Recording Studios wurde erst ein paar Jahre später, Ende der 1990er Jahre, gezogen. Die Besitzerin der Liegenschaft an der Steinentorstrasse 13 meldete Eigenbedarf an, und somit musste das Studio ausziehen.

Ein weiteres Stück Geschichte ging damit zu Ende.


 

Quelle:

http://helmibasel.ch/museum.html#

Marc Krebs, Christian Platz: Atlantis Basel: Kult und Kultur seit 1947, Christoph Merian Verlag, Basel, S. 140-141, 2017.


15.01.2021

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