Atlantis Roots: Radio im Atlantis - das gesprochene Wort findet Einzug auf der Bühne

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Die 1970er Jahre im Atlantis waren eine Zeit des Umbruchs und des Herumprobierens mit neuen Formaten auf der Bühne. Im August 1975 war die Ära Seiler im Atlantis endgültig zu Ende, und Onorio Mansutti übernahm die Betriebsleitung. Mit ihm kamen auch neue Ideen und neue Impulse.

So entwickelte er in Zusammenarbeit mit Radiomoderator Paul Burkhalter die Idee einer Talkshow, die live von der Bühne des Atlantis über den Äther gehen sollte. Inspiriert war die Idee von einem Arbeitsaufenthalt Burkhalters beim Bayrischen Rundfunk, wo er auch Vorstellungen der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft besuchte, wo auch Talkshows mit prominenten Gästen stattfanden.

Das wollte man auch versuchen.

Und so ging die Premiere im Oktober 1975 über die Bühne, wobei die Mischung aus prominenten Gästen wohl genau so bunt war wie das Publikum selbst. Man setzte anfangs auf regionale Grössen, wie etwa Fussballtrainer Helmut Benthaus oder Kabarettist Alfred Rasser, mit ziemlichen Erfolg, denn das Publikum kam in Scharen. Damit lud Burkhalter dann auch vermehrt nationale und internationale Gäste ein, wie etwa Emil Steinberger, Opernsänger Ivan Rebroff, und als absolutes Highlight den Schauspieler Curd Jürgens, der damals gerade auf Tournee war und in Basel Auftritte absolvierte.

Die Weltoffenheit und Unverblümtheit der Gäste wie auch die entspannte Atmosphäre im Atlantis trugen zum Erfolg bei. Sie waren schnell Stadtgespräch, und die Nachfrage nach Plätzen oft grösser als das Angebot. Für Burkhalter war das allerdings oft Lohn für seine unentgeltlichen Mühen, die oft auch mit Stress verbunden waren.

Die Sendung lief ganze drei Jahre und produzierte insgesamt 30 Talks, dann war für Burkhalter die Luft draussen.

Vielleicht war es Zufall, aber gerade mal ein paar Monate nach der Premiere von Burkhalters Bühnentalk lancierte das Schweizer Radio eine weitere Sendung, die ein ähnliches Konzept verfolgte –  die Sendung „Persönlich“, die bis heute sonntags ausgestrahlt wird. Interessanterweise hatte damals niemand daran gedacht, doch die Synergien zu nutzen und zusammen zu arbeiten.

So dauerte es noch Jahre, bis „Persönlich“ seinen Weg nach Basel ins Atlantis fand. Am 15. Januar 1984 war es dann aber endlich soweit, und die gebürtige Baslerin Heidi Abel begrüsste ihre Gäste und das Publikum zur ersten Sendung von der Bühne des Atlantis.

Fortan war das Atlantis einmal im Monat Übertragungsort für die Sendung „Persönlich“, für Abel eine Herzensangelegenheit. Sie erkrankte 1986 an Krebs, liess es sich aber nicht nehmen, die Sendung so lange weiter zu moderieren, bis ihre Kräfte so nachliessen, dass sie nicht mehr konnte.

Nach ihrem Tod übernahm unter anderem der heutige noch beteiligte Michael Koechlin die Moderation. Für ihn war das Atlantis der beste Ort, an denen er je moderierte, denn „die Atmosphäre war phänomenal, die Bühne hatte genau die richtige Grösse […] und die Zuschauer eine gute Sicht auf das Geschehen“. Highlights unter den prominenten Gästen waren unter anderem Krimiautorin Ingrid Noll, Schauspielerin Lilo Pulver oder etwa Sänger Freddy Quinn.

Mitte der 1990er Jahre machte das Atlantis turbulente Zeiten durch, was sich auch auf die Zusammenarbeit mit dem Radiosender auswirkte. Vom Chaos schliesslich genug, fand die letzte Sendung aus dem Atlantis im Dezember 2000 statt, moderiert von Koechlin.

Damit ging eine weitere, geschichtsträchtige Ära im Atlantis zu Ende.


Quelle:

Marc Krebs, Christian Platz: Atlantis Basel: Kult und Kultur seit 1947, Christoph Merian Verlag, Basel, S. 99-103, 2017.


08.01.2021

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