Atlantis Roots: Umzug - aus der Not eine Tugend gemacht

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Die 1950er Jahre waren eine Zeit der Veränderungen – nicht nur für Basel als Stadt, sondern auch für das Atlantis. Die Behörden hatten den Plan erarbeitet, die Stadtentwicklung voranzutreiben und den neuen Anforderungen des wachsenden Verkehrs anzupassen.

Unter anderem war die Steinentorstrasse von diesen Plänen betroffen.

1956 schliesslich wurde der Kredit zur Korrektur der Strassenführung bewilligt, was bedeutete, das auch das Gebäude, in dem das Atlantis untergebracht war, abgerissen werden sollte, um einem Neubau Platz zu machen – dem späteren Kino Plaza.

Das hiess, Kurt Seiler musste sich nach einer neuen Liegenschaft umsehen, wollte er das Atlantis weiterhin betreiben und darüber wohnen. Er verkaufte die alte Liegenschaft an der Steinentorstrasse 4 im Jahr 1958 an die Stadt und fand daraufhin einen mehr als passenden Ersatz am Klosterberg 13, dem heutigen Standort. Dort wollte Wilhelm Buser sein Kaufhaus loswerden um an den Claraplatz umzuziehen.

Allerdings war von Anfang an klar, dass es keinen fliegenden Wechsel geben würde, denn das Gebäude aus dem Spätmittelalter musste erst einmal umgebaut werden, um es fürs Atlantis fit zu machen. Nun wollte Kurt Seiler das Atlantis in der Zwischenzeit aber auf keinen Fall schliessen, denn er wollte vor allem seine Stammgäste wie –musiker nicht verlieren.

In den Verkaufsverhandlungen mit der Stadt war Kurt Seiler dann gewieft genug, einige vorteilhafte Klauseln durchzusetzen, da er wusste, dass die Stadt einen bindenden Vertrag mit der Diweba AG hatte, der Bauherrin des Neubaus. So konnte Seiler die Stadt dazu zwingen, ihm ein Provisorium zur Verfügung stellen.

Aus welchen Gründen auch immer wollte sich die Stadt damit aber Zeit lassen, was sich Kurt Seiler jedoch nicht gefallen liess. Einerseits übte er öffentlich Druck auf die Stadt aus, indem er täglich ein Inserat schaltete, das die Tage bis zum Abriss herunterzählte. Andererseits machte er auch hinter den Kulissen deutlich, dass er alle Hebel in Bewegung setzen würde, sollte ihm nicht endlich ein Provisorium zur Verfügung gestellt werden.

Da es im Rahmen der Neugestaltung der Steinentorstrasse bereits zu mehreren rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen war, und sie sich mit Kurt Seiler keinen weiteren langwierigen Prozess leisten wollten, gaben die Behörden nach und wiesen ihm die Liegenschaft an der Elisabethenstrasse 58 zu – allerdings mit der Auflage, dass nur Gäste über 18 Jahre ins Lokal gelassen wurde, da das De-Wette-Schulhaus gleich um die Ecke lag.

Kurt Seiler zog mit Sack und Pack um, Alligator Hector inklusive.

Der Umbau selbst war aufreibend, da er viel Zeit, Geld, Nerven, und vor allem Arbeit in Anspruch nahm. Es war eine Zangengeburt, denn Seiler selbst konnte sich nicht auf eine Idee festlegen, kam immer wieder mit neuen und verwarf alte.

Doch am 30. November 1959 war es schliesslich soweit – das Atlantis wurde am Klosterberg feierlich eröffnet, mit Strömen von Champagnern.


 

Quelle:

Marc Krebs, Christian Platz: Atlantis Basel: Kult und Kultur seit 1947, Christoph Merian Verlag, Basel, S. 47-49, 2017.


04.12.2020

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