Atlantis Roots: Die Anfänge einer Legende

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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Kaum ein anderes Lokal ist heute so verankert in der neueren Geschichte der Basler Musikszene wie das Atlantis – mit all seinen Highlights und Krisen. Doch wie nahm das Ganze eigentlich einen Anfang?

Wie bereits in der kurzen Chronik auf der Atlantis-Website erwähnt, geht die Idee auf die Brüder Paul und Kurt Seiler zurück, die schon damals auffallende Persönlichkeiten waren mit ihrem so gar nicht den vorherrschenden Moralvorstellungen entsprechenden Lebensstil – Originale eben, die aber in der Stadt was bewegten.

Vermutlich lässt sich sagen, dass der Grundstein fürs Atlantis wohl bereits 1932/34 gelegt wurde, als Paul Seiler durch Nordafrika reiste, finanziert durch sein gutgehendes Klaviergeschäft im Gundeli, und Erinnerungsstücke mit nach Hause brachten. Diese bildeten den Anfang seiner später umfangreichen und durchaus bekannten Sammlung an Objekten aus Afrika.

1940 zog Bruder Kurt zu ihm ins Gundeli, der ein Talent fürs Geschäft, aber keine Lust auf eine Lehre oder Studium hatte. Pauls Wohnung platzte wohl da schon fast aus allen Nähten durch seine inzwischen umfangreiche Sammlung, die auch viele andere Afrika-Begeisterte anzog.

Der Zweite Weltkrieg stoppte allerdings erst einmal alle Pläne der beiden, doch hatten sie dadurch Zeit, sich eine geeignetere Lösung für die Sammlung zu überlegen und entwickelten so das Konzept für das Café Tropic. Es wurde noch 1940 eröffnet, und zog die Leute in Scharen an mit seinem exotischen Charme, der stark von Schwarzafrika geprägt war.

Nach Kriegsende konnte Paul wieder reisen, mehrheitlich durch Afrika, aber auch Brasilien und andere exotische Gebiete. Und natürlich brachte er von diesen Reisen wieder Objekte für seine Sammlung mit, womit bald wieder Platznot herrschte in der Wohnung. Also sahen sich die Brüder nach einer zweiten Liegenschaft um, und fanden diese in der Steinentorstrasse 4 – heute steht dort das ehemalige Kino Plaza (aber dazu später mehr). Kurt zog an diese neue Adresse, während Paul weiterhin im Gundeli wohnte.

Zu Beginn vermieteten sie das Erdgeschoss als eine Art Zwischennutzung an den Ambassador Club, in dem es manchmal recht wild zu und her ging, und auch schon mal die Polizei beschäftigte. Als der Club 1946 schliesslich wieder auszog, sahen die Brüder die Gelegenheit, die Räumlichkeiten für sich zu nutzen, und so entstand die Idee fürs Atlantis.

1947 wurde das Atlantis als Café eröffnet, unterschied sich mit seinem leichten, marokkanisch angehauchten Stil aber erheblich vom Tropic. Und auch das Konzept war ein anderes – so war es als Ort für Live-Musik geplant, denn die beiden Brüder waren auch grosse Jazz-Fans.

Im Gegensatz zum Tropic brauchte das Atlantis allerdings ein paar Monate bis es schliesslich Erfolg hatte. Ganz besonders beliebt war das Lokal bei den Jugendlichen, die dort die gerade in Mode kommende Cola geniessen konnten und kostenlose Musik hören konnten.

Schnell hatte das Atlantis damals auch einen Spitznamen – „D’Moschee“, was sich auf die nordafrikanische Einrichtung bezog. Heute erinnert vor allem noch der marokkanische Kronleuchter, der über allem thront, an den Stil der frühen Jahre.


Quelle:

Marc Krebs, Christian Platz: Atlantis Basel: Kult und Kultur seit 1947, Christoph Merian Verlag, Basel, S. 29-46, 2017.


27.11.2020

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