Atlantis meets - Interview mit Dave Bechtel von Under Cover


Under Cover’ blickt auf ereignisreiche 2 Jahre zurück. Am 29. April gebt ihr das Abschlusskonzert im Atlantis mit der aktuellen, alten Crew. Wie geht es weiter mit ‘Under Cover’?

Die letzten 2 Jahre mit Corona hat gesellschaftlich viel ausgelöst, aber eben auch innerhalb der Band. Wir alle hatten Zeit, uns Gedanken zu machen, welchen Stellenwert das Musikmachen generell hat. Für mich ist das Lebenselixier, aber das war leider nicht für alle Bandmitglieder so. Dazu kamen noch gesundheitliche Probleme bei meinem Bruder Markus (Gitarre, Backing Vocals) und ein gescheiterter Neuanfang mit neuen Musikern. Das hat Spuren hinterlassen.

(Ausführliche Informationen dazu unter: https://www.under-cover.ch/news)

In den letzten 5 Jahren (vor Corona) hat sich ‚Under Cover‘ als 70s / 80s Coverband einen Namen als tolle Liveband erarbeitet, dies auch dank dem Markenzeichen, Show Blocks bekannter Künstler in Kostümen aufzuführen. Die Idee zu den Kostümen kam übrigens von unserem Vater Georg Bechtel (heute 97 Jahre und am 16.06 voraussichtlich selbst auf der Atlantis Bühne im Rahmen des „I’ll remember you“ Projektes), der selbst jahrzehntelang erfolgreich mit der Mundharmonika Gruppe Baranovas im In- und Ausland unterwegs war. Die haben damals in ihrer Show eine Kostüm-Weltreise mit viel Klamauk gemacht, was beim Publikum unglaublich gut ankam! Also hat unser Vater immer wieder gepredigt, dass wir dem Publikum unbedingt auch etwas Optisches bieten sollen. So kam dann die Idee auf, uns in diverse Künstler zu verkleiden und Show Blocks quasi als Hommage an diese Künstler live aufzuführen. Die Umsetzung haben wir sehr aufwendig und detailgetreu gestaltet. Für unseren Kiss Showblock haben wir extra Kostüme aus den USA kommen lassen.

Der Auftritt im Atlantis ist definitiv der letzte dieser über Jahre bestehenden Crew. Für mich ist die Reise aber noch nicht zu Ende und mir schwebt vor, unter dem Namen ‘Under Cover’ weiter zu machen. Das habe ich auch mit dem Rest der Band freundschaftlich so abgesprochen. Mit einem Neustart schwebt mir auch ein komplett neues Repertoire vor. Ich möchte ‘Under Cover’ neu vorwiegend in den 80s ansiedeln und grossartige Songs aus dieser Dekade spielen. Es gibt so viele Perlen und Hits aus diesem Jahrzehnt, welche mich geprägt haben. Ob es mit den Verkleidungen weitergeht, wird sich zeigen, da lasse ich mich auch ein wenig von einer neuen Bandzusammensetzung leiten. Für dieses Projekt braucht es Leute, die wie ich etwas „crazy“ sind und noch etwas reissen möchten, den Anspruch haben, wirklich gute Musik zu machen, sich mit den Sounds der 80er auseinandersetzen und 10-12 Gigs im Jahr spielen wollen. Ich habe viele Ideen und gute Kontakte, das muss jetzt halt alles reifen. Wenn du auf die 60 zu gehst, willst du Chancen richtig nutzen und es solide aufbauen. Mit meiner Erfahrung habe ich einen guten Riecher, das hilft mir sehr. Andererseits macht sich aber auch das Alter bemerkbar. Nach einem Konzert mit Rumhüpfen und Gas geben, bin ich total k.o. am anderen Tag.

 

Es ist eine Ehre, dass ihr für euer Abschlusskonzert das Atlantis in Basel ausgewählt habt. Wie kommt’s?

Die Ehre ist ganz auf unserer Seite. Im 2020 hätten wir ein Konzert im Atlantis gespielt, doch der Lockdown machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wir haben das Konzert verschoben, mussten es aufgrund der Pandemie aber wieder absagen. Dieses Konzert war also einfach noch offen und jetzt kommt die Band nochmals für ein würdiges Abschlusskonzert zusammen. Wir werden nochmals alles auf der Bühne geben! Und danach werden gute Freundschaften bleiben mit dem einen oder anderen Pizzaabend / Konzertbesuch.

Wir hatten im 2020 angeboten, dass wir unsere Gage dem Atlantis spenden, da damals noch nicht klar war, wie dies mit den Unterstützungsbeiträgen für Corona läuft und das Atlantis auch ein Crowdfunding zur Rettung des Atlantis lanciert hatte. Dies ist ja mittlerweile geregelt. Nun werden wir die Gage einem Hilfswerk für die Ukraine spenden und am Abend auch noch einen Pott rumgehen lassen, um möglichst viel Geld zu sammeln.

 

Auf was kann sich das Atlantis Publikum am 29. April bei eurem Konzert freuen?

Es wird einen Showblock ‚The Disco Experience‘ mit einem Medley aus Kool & the Gang Songs geben, welcher in Bruno Mars, Daft Punk übergeht und dann in ‚Insomnia‘ von ‚Faithless‘ endet. Ja und Sir Elton John gibt sich am kleinen Miniatur Flügel die Ehre. Die Kiss-Kostüme müssen wir leider im Schrank lassen, da die steile Treppe von der Garderobe runter mit Plateaustiefeln lebensgefährlich wäre! Natürlich haben wir auch ein paar Rock Kracher dabei. Wir spielen einfach wahnsinnig tolle Hits der 70 und 80er. Es wird eine grossartige Party zum Abtanzen und abrocken! Also erweist uns bitte den Dienst und kommt ins Atlantis. Zumal es ja für einen guten Zweck ist.

 

Was ist für dich einer der Höhepunkte, die du mit ‚Under Cover‘ erlebt hast?

Wir sind stolz darauf, dass wir Under Cover als lokale Band so weit hochgebracht haben und wir unterdessen genügend Publikum anzuziehen, um in einem renommierten Club wie dem Atlantis aufzutreten. Da steckt viel Arbeit, aber auch viel Freude in jedem unserer Auftritte drin und wenn du dann das Publikum glücklich und zufrieden siehst, sie dich hochjubeln und du merkst, dass alle einen fantastischen Abend haben – ganz ehrlich: dann ist das jedes Mal ein Höhepunkt!

 

Hand aufs Herz: Was ist deine schlimmste (z. b. peinlichste) Erfahrung auf der Bühne?

Wir haben vor ein paar Jahren an einem Firmenanlass gespielt und wir waren einfach zu laut. Es gab Leute, die dann die Ohren zu hielten den Raum verliessen. Die Location war nicht geeignet für ein Konzert und ich denke, dass die Gäste auch lieber reden wollten. Es ist für jeden Musiker der Horror, wenn du das Publikum nicht abholen kannst.

 

Wie ist Dave Bechtel zur Musik gekommen?

Irgendwie habe ich gemerkt, dass die Mädchen in der Schule auf Typen stehen, die in einer Band sind. So hat das dann angefangen…Keiner wollte Bass spielen, also habe ich mir das Instrument geschnappt und nebenbei noch angefangen, Backing Vocals zu singen.

 

…und wie ging es weiter?

Den ersten Erfolg konnte ich mit der Popband ‚Charade’ in den 80ern erzielen. Wir haben mit der Band an einem Casting im Atlantis teilgenommen und auf Anhieb einen von vier Plätzen für die Beisteuerung eines Songs auf der ‘Basle Collection’ ergattert, einem Album, dass die Zeitung ‚Doppelstab‘ mit 10 lokalen Bands lanciert hatte. Damals habe ich Chris Klein kennengelernt, der die Produktion im Studio geleitet hat. Die Band hatte aus meiner Sicht grosses Potenzial und gutes Songmaterial, aber leider haben wir zuwenig an uns geglaubt und uns nach 3 Jahren wieder aufgelöst.

Über unseren damaligen Drummer habe ich dann ein paar Jahre später Chris Klein wieder getroffen, der damals gerade im Aufbau einer Countryband war. Ich bin da als Bassist eingestiegen und daraus ist ‚Baton Rouge‘ geworden. Chris und ich sind 20 Jahre miteinander durch dick und doof gegangen, ich habe mit der Zeit auch angefangen, einen Teil der Songs zu singen. Wir haben 3 Alben veröffentlicht und rate mal, wo die Plattentaufe mit illustren Gästen zu unserem ersten Album stattgefunden hat…natürlich im Atlantis! Unser drittes Album haben wir 2008 ausschliesslich mit eigenen Songs veröffentlicht und ein bisschen stolz bin ich schon, dass einige Radiostationen bis heute Songs vom Album ‚Heartbeat in the Universe‘ spielen. Leider gab es auch bei Baton Rouge immer wieder personelle Wechsel, weshalb wir die Band 2010 auf Eis gelegt haben.

Ein paar Jahre früher hat mich mein Bruder Markus gefragt, ob ich nicht bei seiner Band als Leadsänger einsteigen wolle, da wieder einmal eine Sängerin die Band verlassen hatte. Daraus ist dann ‘Under Cover’ entstanden und nach dem Ende von Baton Rouge hatte ich richtig Zeit und Lust, die Band zu pushen und bekannter zu machen.

 

Hast du die Musik zu deinem Beruf gemacht?

Obschon ich in jungen Jahren davon geträumt habe, mal ein Rockstar zu werden, hat die Vernunft gesiegt und ich habe eine fundierte Ausbildung zum HLK (Heizung/Lüftung/Klima)-  Ingenieur gemacht. Heute leite ich ein eigenes Planungsbüro mit Angestellten in diesem Geschäftsbereich. Es war nicht immer einfach, Familie, Kinder, Job und die Musik unter einen Hut zu bringen und ganz ehrlich…ohne meine geliebte Frau, die mir oft den Rücken freigehalten hat, wäre dies all die Jahre nicht möglich gewesen.

 

Was machst du am liebsten, wenn du keine Musik machst?

Ich bin wahnsinnig gerne im Wallis unterwegs. Im Winter liebe ich das Skifahren und im Sommer gehe ich gerne mit meiner Frau wandern. Oder dann Zuhause im Garten mit Familie oder Freunden grillieren. Auch bin ich ein passionierter Weintrinker. Vor allem spanische Weine haben es mir angetan. Nach Spanien zieht es uns auch immer wieder in den Urlaub.

 

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

Hmmm…ich gehe davon aus, dass ich dann mehr Zeit habe, um mit meiner Frau zu reisen. Vor fünf Jahren waren wir in Norwegen, vor drei Jahren in Südafrika – das hat mich umgehauen! Es gibt noch so viel zu sehen!

Ja und die Musik ist nicht wegzudenken. ‘Under Cover’ wird dann hoffentlich immer noch im Atlantis spielen.

 






15.04.2022

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